Wewerka  Galerie Berlin, 2006

 




„Liebe Freunde von Paul Quick,

 was für ein schwieriges, was für ein unmögliches Unterfangen, in das Werk von Paul Quick einzuführen, ein Werk, das wahrlich in seiner Schönheit, in seiner Klarheit für sich spricht! 

Und wer dieses Werk seit nun über 20 Jahren verfolgt, der denkt, wie sie alle, unwillkürlich an das berühmte Hamlet-Zitat „Dies über alles, sei dir selbst treu, und daraus folgt, so wie die Nacht dem Tage, du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen". Diese Treue zu sich selbst ist ein Kennzeichen im Werk von Paul Quick, der bereits als 14jähriger mit Aquarell auf Papier gearbeitet hat, der alsbald vom Aquarell zum Acryl wechselt und dieses schwierige Material meisterhaft beherrscht. 

„Dies über alles, sei dir treu...". Das heißt natürlich nicht, daß Paul Quick, seit er sich der Malerei widmet, auf der Stelle tritt, sondern heißt, daß er sich auf einer Linie fortbewegt, daß seine Arbeit Kontinuität, Entwicklung, aber das eine Werk zum anderen einen Bezug hat. Es ist das Gegenteil des heute so üblichen Hin und Her, des Hü und Hott, wie es die Postmoderne zu verlangen scheint. 

Wenn Sie sich diese Ausstellung ansehen und mit einer der früheren vergleichen, so sehen Sie, die „Sprache" von Paul Quick wird freier, die Vorzeichnungen entfallen. Bleistiftstriche haben eher die Funktion der Unterstützung einer Linie, der Abgrenzung, des Hervorhebens und nicht mehr des Geländers, an dem sich der Künstler entlang mit seinen Farben bewegt. 


Die Bilder entstehen im Kopf von Paul Quick. Bevor er beginnt, kennt er das Bild, was ihm eine größere Souveränität, den Bildern eine überzeugende Kraft gibt, wie erstaunlich die Souveränität ist, mit der Paul Quick immer mehr mit den freien Stellen - der weißen Leinwand, dem weißen Papier - umgeht, also den horror vacui virtuos besiegt. 

Dabei ist das Material, mit dem Paul Quick arbeitet, geradezu archaisch, unter jedem Bild könnte das berühmte „pinxit" stehen, so klassisch ist das Vokabular: Wasserfestes Papier, Leinwand, Acryl, Pinsel. Das sind seine Materialien. Keine Collagen, kein Sand, keine Verfremdungen: Die Verknappung im Material führt zur Erweiterung seiner Ausdrucksfähigkeit. 

Nun lesen Sie beim Betrachten dieser Arbeiten Ihre Phantasie in die Bilder hinein, hören Sie imaginär die Musik aus den Bildern heraus. 

PETER RAUE 

Auszüge aus der Einführungsrede zur Ausstellung „Farbklänge" bei der Firma SESA AG Berlin 

am 23.11.2000